Lichte Küppel Club

Lichte Küppel Club

Dienstag, 1. März 2016

Der “Lichte(r) Küppel Club“ Marburg

Proglog

Südöstlich von Marburg erhebt sich in rund 370 Höhenmetern der zu den Lahnbergen gehörende Lichter Küppel. Insbesondere im vergangenen Jahrhundert ein beliebtes Wanderziel der Einwohner von Marburg und der umliegenden sogenannten Hausdörfer. Dichter Mischwald und eine Anzahl bewachsener Hügel auf dem Plateau trugen zu einer besonderen Atmosphäre bei. Ein Schutzhütte sorgte vor den Unbilden des Wetters und eine Blickschneise sorgte für ungehinderte Aussicht auf die Altstadt von Marburg und weiter hinaus bis zum Rothaargebirge.


Am 27. 07. 1946 zog es den Marburger Gast- und Landwirt Friedrich Carl „Fritz“ Schmenner mit seinem Freundeskreis hinauf auf diese Höhe. Fritz Schmenner, der Wirt vom Hansenhaus rechts, feierte seinen 50. Geburtstag. Entsprechend der Nachkriegszeit konnte die Feier nur in bescheidenem Rahmen durchgeführt werden. Dennoch erfreuten sich die Teilnehmer in unbeschwerter Weise in Gottes freier Natur einen Nachmittag zu verbringen. Dies umso mehr, da der Freundeskreis aus Naturliebhabern bestand, die der Heimat, dem Wald und dem Waidwerk zugetan waren. Dem allgemeinen Wunsch, eine solche Zusammenkunft regelmäßig durchzuführen, konnte jedoch nicht entsprochen werden, da zu dieser Zeit durch Bewirtschaftung der Nahrungsmittel und Bedürfnisse des täglichen Lebens die Bevölkerung starken Einschränkungen unterworfen war. Die angedachten Treffen gerieten in Vergessenheit.


Erst als nach der Währungsreform in Juni 1948 und der Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Mai 1949 das Leben in unserem Land wieder auf feste Füße gestellt werden konnte, wurde der alte Gedanke wieder aufgegriffen und Fritz Schmenner sorgte als Initiator dafür, dass ab 1950 gelegentliche Treffen der Wald- und Naturliebhaber stattfanden. Am 28. 12. 1951 erfolgte dann die Gründung des „Lichte-Küppel-Clubs“. Eine Satzung legte fest, dass monatlich eine „Sitzung“ des Clubs auf dem Lichter Küppel stattzufinden hatte. Präsident des Clubs wurde bis zu seiner Auflösung Ende der 1960er Jahre Fritz Schmenner. Das Amt des Vizepräsidenten wechselte jährlich zwischen dem Oberförster Gottfried Ritter und dem Verwaltungsleiter des Sanatorium Sonnenblick Albert Stock. Die Präsidentenwahl wurde jährlich in der ersten Vollmondnacht des Frühlings durchgeführt. Wie schon erwähnt rekrutierten sich die ca. 15 Mitglieder aus Freunden von Wald und Flur. Gelegentlich wurden Gäste zu den monatlichen Sitzungen eingeladen. Der Turnus von monatlich einer Sitzung wurde strikt eingehalten. In den Wintermonaten tagte man bei Glühwein oder Bockbier in der vorhandenen Schutzhütte bei einem Lagerfeuer und in der warmen Jahreszeit bei Bowle oder Wein auf dem Hügel hinter der Hütte. Dieser war durch einen Steintisch und Holzbänke aufgewertet worden und wurde „Schmenners Ruh“ getauft, nachdem der Heimatdichter Block aus Moischt ein Gedicht auf den Lebenslauf von Fritz Schmenner verfasst hatte und dieses auf einer Holztafel feierlich enthüllt und an einer alten Kiefer angebracht wurde. Besondere Ereignisse im Laufe des Jahres waren die Präsaidentenwahl, ein komplettes Schlachte-Essen und im Februar wurde der grüne Jagdhut mit einer Narrenkappe vertauscht. Oft zeigten sich Mitglieder spendabel und finanzierten ein- bis zweimal im Jahr eine Musikkapelle, die mit Jäger- und Volksliedern für Stimmung sorgte. Für die Verteilung der Getränke und Imbiss sorgte ein sogenannter „dienender Bruder“. Der Verfasser dieses Prologs hat in den 1950er Jahren als Schüler dieses Amt ausgeübt und dadurch die monatlichen Sitzungen und ihre Besonderheiten hautnah miterlebt.


Die Höhepunkte des Clublebens lagen ohne Zweifel in den 1950er Jahren. Ab den 1960er Jahren konnten die monatlichen Sitzungen nicht mehr eingehalten werden und die Zusammenkünfte auf dem Lichter Küppel wurden seltener. Die Clubmitglieder wurden beruflich mehr in Anspruch genommen und es kündigte sich eine andere Zeit und Lebensauffassung an. Hinzu kam weiter, dass die Mitglieder auch von Jahr zu Jahr älter wurden und gesundheitliche Probleme zu schaffen machten. Letztlich schliefen die Zusammenkünfte auf dem Lichter Küppel Ende der 1960er Jahre gänzlich ein. Ein kleiner Kreis des Lichte-Küppel-Clubs führte die Tradition noch einige Jahre als Stammtisch im Hansenhaus rechts, dem Lokal des Clubgründers Fritz Schmenner, fort.


Hubertus Schmenner